1810
geschah in der Nacht vom 28sten Juli ein gewaltsamer Einbruch in hiesiger Kirche. Die Kirchen- und Sakristeitüre sowie auch der Tabernakel wurden gesprengt, und verschiedene zum Gottesdienste erforderliche Sachen entwendet.

1811
im Sommer erhielt der Pfarrer Mahsen die Pfarrstelle zu Wünnenberg, und hiesiger Pfarrer wurde Bernard Rodenbröker, aus Sande. - In diesem Jahre rüstete sich Frankreich zum Kriege mit Rußland, und fing an, die Truppen zusammenzuziehen, die zum Theile die Gegend von Paderborn und auch diese Stadt selbst passierten.

1812
den 24sten und 25sten Juni ging die Französische und mit derselben alliierten Armee, die schönste, die man je gesehen hatte, an die 600 000 Mann stark, über den Fluß Niemen, um den Kampf mit den Russen zu beginnen. Das Kriegsglück begünstige anfangs das französische Heer, welches bis Moskau vorrückte; aber die Unerschrockenheit der Russen, welche entschlossen waren, lieber das äußerste zu wagen, als sich von den Franzosen unterjochen zu lassen, sowie auch der früh herankommende Winter, der sich besonders in Rußland mit seiner Strenge zeigte, und der Mangel an Nahrung, der sich durch verschiedene Unternehmungen der Russen für die französische Armee bei Menschen und Vieh einfand, zwangen dasselbe mit äußerst großen Verlusten zum Rückzuge, und mancher edle deutsche Jüngling fiel als gezwungenes Opfer einer unersättlichen Eroberungssucht. Auch aus hiesiger Gemeinde vermisset man 2 derselben. Bei diesen Unfällen des Französischen Heeres fingen mehrere Alliierten derselben nach und nach an, sich davon zu trennen, und mit dem Russischen Heere in Verbindung zu treten. - Die hiesigen Einwohner mußten in diesem Jahre Korn und Fourage nach Cassel liefern, wovon der Betrag nicht genau kann angegeben werden.
Der Pfarrer Rodenbröker zog im Anfange des Monats Juli krankheitshalber von hier weg, und starb am 26. September zu Wewer. Hiesige Pfarre administrierte unterdessen Franz Luis, aus Paderborn, der auf den abgelebten Pfarrer folgte.

1813
Am 2ten Sonntage nach Ostern bemerkte man kurz vor dem Hochamte, daß das Marienbild hiesiger Kirche seines silbernen Schmuckes beraubt war, wozu wahrscheinlich der Umstand, daß die Kirche nach ausgetheiltem hl. Abendmahle geöffnet blieb, die Gelegenheit gegeben hatte. - In diesem jahre wurde Waffenstillstand gemacht, und durch Vermittlung Oestreichs zu Prag um den Frieden unterhandelt. Da aber die Friedensbedingungen von den Franzosen nicht acceptiert wurden, so machte Oesterreich mit Rußland und Preußen gemeinschaftliche Sache, und man fing an, offensiv gegen die Franzosen zu verfahren, die sich bald nachher bei Leipzig zusammenzogen, wo am 18. October die berühmte Völkerschlacht geliefert wurde, die selbe nöthigte, Deutschland zu verlassen, dessen Andenken jährlich erneuert wird. - Am 25sten Juni wurde dahier ein neues Schulhaus errichtet, welches aber in diesem Jahre nicht ganz verfertigt wurde, weil die durch den Krieg veranlaßten Unruhen, die nun auch in hiesiger Gegend fühlbar wurden, dem Baue in etwa hinderlich waren. Am 4ten November rückten in Wünnenberg 5 Regimenter Kosacken ein, die ihr Lager daselbst aufschlugen. Sie kamen von Stadtberg. Des Abends kamen mehrere derselben hier an, quartierten sich in verschiedenen Häusern ein, wobei auch das Pfarrhaus nicht verschont wurde. Ihre ersten Forderungen waren: Schnaps, Hafer, Heu pp. Nebst diesen konnten sie verschiedene andere Sachen brauchen, und raubten nach Belieben. Da sie ungefähr einige Stunden die hiesigen Einwohner gequält hatten, zogen sie wieder ab, und am folgenden Morgen brachen die Regimente von Wünnenberg wieder auf. Um diese Zeit mußte hiesige Gegend Branntwein, Korn und andere Bedürfnisse liefern, welches nicht summarisch kann angegeben werden. - Das Fürstenthum Paderborn kam nun wieder unter die Regierung Sr. Majestät des Königs von Preußen; es wurde anfangs provisorisch regiert, wozu eine Regierungs-Commission niedergesetzt war. Noch am Ende des Jahres wurde in hiesiger Gegend die erste Landwehr ausgehoben; hier aus der Gemeinde hob man ungefähr 14 Jünglinge auf einmal aus.

1814
wurde der Landsturm eingerichtet, und am 12. Juni auf dem Drüppelsbruch bei Fürstenberg untzer freiem Himmel beeidigt, in Gegenwart des Landraths Freiherrn von Elverfeld und des Herrn Obercommandanten Freiherrn von Imbsen. Die hiesigen zum Landsturm bestimmten Einwohner bildeten eine Compagnie, bei welcher der Ortsbeamte Anton Sprenger als Hauptmann stand, und Heinr. Dietz und der Schullehrer Suler Offiziere waren. - Im Sommer rückte eine Compagnie Köniogl. Preuß. Landwehr von Wünnenberg hier ein, die hier einquartiert wurde, und am folgenden Morgen ihren Marsch nach Essentho fortsetzte. - Nach den Schulferien wurde die Schuljugend feierlich in eine neue Schule geführt, und von der Zeit an der Unterricht darin ertheilt, worauf das bisherige Schulhaus, welches beim Ausgange aus der Kirche rechts zunächst am Kirchhofe steht, zum Nutzen der Gemeinde verkauft wurde. - Im December kurz vor Weihnachten zog der Schullehrer Suler von hier weg nach Husen, und es folgte auf ihn der Schullehrer Johann Backs, aus Hövelhoff, mit welchem ein Umtausch eingeleitet wurde.

1815
den 11. Januar war ein heftiges Gewitter, welches jedoch hier nicht geschadet hat. - In diesem Jahre brach der Krieg mit Frankreich wieder aus, aber die Franzosen wurden am 18ten Juni bei Belle Alliance von den Verbündeten geschlagen, worauf hiesige Landwehr, die an erwähnter Schlacht theil hatte, in Frankreich marschierte. Nachher wurden von den hiesigen Einwohnern 29 Hemde, 2 Bettücher und auch einiges Geld für die verwundeten vaterländischen Krieger freiwillig beigetragen. - Am 18. October wurde Sr. Majestät dem Könige von Preußen abermals der Huldigungseid hiesiger Unterthanen geleistet. Auch wurde in diesem Jahre die Königl. Preuß. Regierungsverfassung wieder eingeführt. Hiesige Gemeinde wurde zum Land- und Stadtgerichte Büren bestimt, wo der bei voriger Königl. Preuß. Verfassung daselbst angestellt gewesene Justiz-Amtmann Rinteln zum Land- und Stadtrichter, und bei der Königl. Westphälischer Regieerung angestellt gewesene Herr Friedensrichter von Hartmann zum Assessor bestimmt wurde. - Im Sommer und Herbste war ein bedeutender Mäusefraß, der besonders im Frühlinge und Sommer

1816
einen merklichen Mangel des Getreides zur Folge hatte. Vom Anfange des Maimonats bis gegen die Mitte Octobers war, wenige Tage ausgenommen, eine regnerische Witterung, die dem Gedeihen der Kartoffeln und Feldfrüchte viel schadete, welche auch wegen der anhaltenden nassen Witterung und des früh eingetretenden Winters an manchen Orten nicht alle eingeerndtet wurden. - Im genannten Jahre wurde auch der Landräthliche Kreis Büren, der vorher zum Landräthlichen Kreise Paderborn gehörte, eingerichtet, und der oben genannte Assessor des Land- und Stadtgerichts zu Büren, Herr von Hartmann, zum Landrathe dieses nun eingerichteten Kreises eingesetzt. - Gegen Ende des Jahres fing das Nervenfieber hier wieder zu herrschen an, und dauerte bis

1817
gegen den Frühling. Es starben hier an diese Krankheit 3 erwachsene Personen. - Im Frühlinge wurde hinter dem neuen Schulhause für den Schullehrer von der Gemeinde ein Garten angelegt, der zum Theile zum Industrie-Garten bestimmt ist. Derselbe wurde auch mit einer lebenden Hecke umpflanzt, die nachher mit einem trockenen Zaune zum Schutz umgeben wurde. - Wegen der vorigjährigen mißlungenen Erndte der Kartoffeln und des Getreides war eine große Theuerung, die noch größer würde geworden sein, wenn nicht von Sr. Majestät unserm allergnädigsten Könige frühzeitig eine ungeheure Summe Geldes zur Verteilung Roggens in die Provinzen verwendet wäre, und wenn nicht die Königl. Regierung durch die in jeder Ortschaft angeordneten Hilfsvereine sich der Armuth angenommen hätte.

Gegen die Mitte des Jahres wurde statt des bisherigen Försters Kleine der zu Kolerbeck, inder Pfarre Marienmünster, gestandene Förster Christoph Fiedler hierhingestellt. Zur nä,lichen Zeit wurde die Ausführung einer neuen Mauer um den Kirchhof angefangen, und im Herbste vollendet, wodurch der Kirchhof vorzüglich nach Süden vergrößert ist. - In der Nacht vom 9ten auf den 10ten November wurde durch Einsteigen ins Fenster der mittleren Stube des Pfarrhauses aus demselben der zur Kirche gehörende Kelch entwendet. Da der Dieb noch ziemlich früh verjagt wurde, so hat er, außer dem genannten Kelche, wenig davon gebracht. In nächstfolgender Nacht wurde zu Arolsen ein unbekannter Mensch angetroffen, der sich in einem dahigen Garten befand, und als er wegen seines nächtlichen Aufenthaltes daselbst befragt wurde, entsprang, und den Kelch, sowie auch einiges von den anderen hier gestohlenen Sachen zurückließ, die an das dahige Ober-Justizamt abgeliefert wurden, wo hiesiger Pfarrer selbe kurz nachher auch anerkannte. Das zum Kelche gehörende Löffelchen welches ebenfalls vermißt wurde, ist nicht wieder zum Vorschein gekommen; die Patene wurde nicht entwendet, sondern in der Kapsel zurückgelassen. Im Jahre

1818,
wo diese Chronik aufgesetzt wurde, sind Sr. Majestät Friedrich Wilhelm III König von Preußen Landesherr des Fürstenthums Paderborn, wozu hiesige Gemeinde gehört. diese ist dem Regierungsbezirke Minden und zwar insbesondere in diesem dem Landräthlichen Kreise Büren zugetheilt, dessen zeitlicher Landesrath der Herr von Hartmann ist. Hiesiger Pfarrer ist Franz Luis, Schullehrer ist Johann Backs, Ortsbeamter Anton Sprenger, Förster Christoph Fiedler. Es ist hier eine katholische Kirche und Schule. Die Gemeinde besteht aus dem Dorfe Bleiwäsche und einer Mahlmühle an dem Flusse Ahe. Die Seelenzahl ist 515, die Anzahl der Häuser 79. Die Summe aller, unter den verschiedenen Rubriken von der Gemeinde bezahlten Steuern beträgt jährlich 465 rt. Die hauptsächlichsten in der Gemeinde zu betreibenden Nahrungszweige sind: Ackerbau, Viehzucht, Aschensiederei, einheimischer und auswärtiger Handel, Handwerke, Spinnen des feinen Garnes und auswärtige Arbeiten verschiedener Tagelöhner in Holland pp.

1818
den 7. März gegen die Nacht war ein ungewöhnlich heftiger Sturmwind, der aber eben hier keinen großen Schaden verursachte. Im Sommer wurde oben im Dorfe ein neues Haus aufgeführt, wodurch die Zahl der Häuser zu 80 heranwächst. - Es befanden sich in diesem Jahre hier in den Feldern viele Mäuse, die noch weit in den Herbst hinein den emporwachsenden Roggen und Weitzen zu verwüsten schienen, ohne jedoch bedeutenden Schaden zu verursachen. Der Herbst war anhaltend trocken, so daß an mehreren Orten ein großer Wassermangel eintrat; bei diesen Umständen hat die hier unten im Dorf befindliche Quelle noch immer Wasser geliefert. Ein Zeichen, daß hier, Gott sei Dank! nicht so leicht gänzlicher Mangel anWasser zu befürchten ist. Auch wurde in diesem Jahre durch den Herrn Landrath von Hartmann verfügt, daß in hiesiger Gemeinde ein neues Schatz-Kataster angefertigt werden sollte. - Die Gemeinde war seit mehreren Jahren im Besitze eines unvollständigen Schatz-Katasters gewesen; derselbe war so unvollständig, daß von demselben der nöthige Gebrauch nicht gemacht werden konnte. In diesem Kataster fehlten sowohl die einzelnen Summen, als auch die Hauptsummen, die nicht ausgeworfen waren. Auch enthielt dasselbe unrichtige Einschriften, und es konnte darin nicht ab- und zugesetzt werden. Die Landräthliche Verfügung in Betreffs des neuen Schatz-Katasters, dessen Erhöhung in jeder einfachen Schatzung 12 gr 6 pf beträgt, wurde

1819
durch den Ortsbeamten Sprenger der Ausführunbg schon sehr nahe gebracht. - Im Sommer war hier ein fürchterlicher Hagelschlag, worunter sich Eisstücke befanden, die viele Loth schwer sein konnten. Dieser Hagelschlag hat aber bei weitem nicht so viel geschadet,als man beim ersten Anblicke vermuthete. Die darauf folgende Erndte, welche im Durchschnitte recht ergiebig war, lieferte hiervon den besten Beweis, aber der Flachs gerieth nicht gut, welches man wenigstens zum Theile jenem Hagelschlage zuschreibt. - Im Herbste herrschte hier abemals das Nervenfieber; dasselbe war diesmal sehr bösartig, und fast bei jedem, den es überfiel, auch langwierig. Jedoch hörte man nach Ablauf des Jahres nicht mehr, daß es sich weiter ausbreitete, und bisher noch jemanden ergriffen habe. Es starben hier an dieser Krankheit 4 erwachsene junge Leute, unter ihnen auch der hiesige Förster Fiedler sich befand, zu dessen Dienste Anton Kleine provisorisch angestellt wurde.

Vorgelesen den 1. Januar 1820
Der Ortsbeamte
gez. Sprenger, Sprenger, Scholand, Müller, G. Tacken