Im Jahre
1800
regierte das Fürstenthum Paderborn der hochwürdigste Fürstbischof Franz Egon, Freiherr von Fürstenberg, der auch zugleich Fürstbischof von Hildesheim war. Das Dorf Bleiwäsche gehörte damalt zum Amte Wünnenberg, worin ein fürstlicher Amtmann und Rentmeister die Gerichtsbarkeit ausübte. Die herrschaftlichen Abgaben wurden von einem Vorsteher der Gemeinde gehoben und nach Paderborn zur Haupt-Casse abgeliefert. Unter dieser Regierung lebten die hiesigen Einwohner bei wenigen Abgaben in guter Ruhe, welche die oben genannte Jahre nicht durch kriegerische Ereignisse, oder andere auffallende Schicksale unterbrochen wurde. - Vorsteher der Gemeinde waren: Anton Sprenger und Heinrich Tacken. Pfarrer war Joseph Strathaus, jetzt Pfarrer zu Hohenwepel; Schullehrer und Küster Hermann Castrop. Die Försterstelle hatte Ferdinand Walter, der zu Wünnenberg wohnte.

Noch in nämlichen Jahre folgte dem Pfarrer Strathaus der Pfarrer Sauerland, der schon im folgenden Jahre

1801
kränklicher Umstände halber die Pfarre wieder verließ, und zu Paderborn starb. Ihm folgte Ludwig Mahsen, jetzt Pfarrer zu Wünnenberg. - Am 9. Februar wurde nach dem langwierigen Kriege, den die berüchtigte Revolution in Frankreich verursacht hatte, der in Deutschlands Annalen unvergeßliche Lunéviller Friede geschlossen. - Vorsteher der Gemeinde waren Friedrich Bartscherer und Anton Müller. Im genannten Jahre ereignete sich ein besonders großer Mäusefraß, der im Jahre

1802
eine merkliche Theuerung des Getreides zur Folge hatte, wobei sich die Hochfürstliche Regierung ihrer Unterthanen edelmütig annahm. Sie besorgte aus entlegenen fremden Ländern Korn, ließ davon Brot backen, und selbes um einen billigen Preis verkaufen. - Im nämlichen Jahre wurde in hiesiger Gemeinde auch das katholische Gesangbuch, verfasst von Joseph Tillmann, Pfarrer zu Erkeln, beim Gottesdienste eingeführt, wobei sich die hiesigen Pfarrgenossen sehr folgsam bewiesen. Vorsteher der Gemeinde waren: Heinrich Schlömer und Johann Schlüter, Junior.
Gegen Anfang des Monats August entstand eine Regierungsveränderung, die der Krieg veranlaßte, den die deutschen Monarchen mit Frankreich geführt hatten, und der für dieselben nicht nach Wunsche ausgefallen war. Das hiesige Fürstenthum kam unter die Regierung Sr. Majestät des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm III. in Gefolge des vorhin erwähnten Lunéviller Friedens.
Um Michaeli entsagte Hermann Castrop der Schullehrer- und Küsterstelle. Auf ihn folgte Wilhelm Gerz aus Boke. - Bei genannter Königl. Preuß. Regierung wurden Justizämter angeordnet, und hiesige Gemeinde gehörte zum Justizamte Büren. Die Königliche Kriegs- und Domainen-Kammer fürs ganze hiesige Fürstenthum war zu Münster.

1803
am 24. Juli wurde Sr. Majestät dem Könige von Preußen der Huldigungseid abgelegt. - Im Frühlinge und Sommer gab es viele regnerische Tage, doch war der Herbst gut und die Erndte ergiebig. Im nämlichen Herbste wurde Anton Kleine als Revierförster hierhergesetzt.
 
1804
geschah die erste Aushebung zum Militärdienste, wo hier 2 Männer ausgehoben wurden.

1805
war abermals eine merkliche Theuerung des Getreides, wo der Paderborner Scheffel Roggen 4 rt galt. Es wurde durch Sr. Majestät unsern allergnädigsten König Brot für die Provilz besorgt.
Auch spendeten Sr. Fürstbischöflichen Gnaden Franz Egon reichlich den Armen. - Vorsteher der Gemeinde / damals Bürgermeister benannt / war Anton Sprenger. Gegen die Mitte des Jahres starb der Schullehrer Wilhelm Gerz, auf welchen Joseph Suler folgte, der vorher Schullehrer zu Hakenberg in der Pfarre Lichtenau war.

1806
entstand der Krieg der Preußen mit den Franzosen. Die entscheidende Schlacht bei Jena, welche am 14. Oktober geschlagen wurde, fiel für die erstern unglücklich aus, und legte den Grund einer neuen bedeutenden Regierungsveränderung. Das Fürstenthum Paderborn kam noch in nämlichen Jahre unter die Französische Oberherrschaft, und im folgenden Jahre

1807
unter die Regierung eines französischen Prinzen, des Hieronimus Napoleon, welchem man unter dem Titel des Königs von Westphalen mehrere Länder Deutschlands unterworfen hatte. Zu dem Königreiche Westphalen, worin Cassel die Haupt- und Residenzstadt war, gehörte auch unser Vaterland. Die Huldigung geschah am 9ten August. Bei dieser Veränderung gehörte hiesige Gemeinde zum Departement der Fulda, Distrikt Paderborn, Canton Wünnenberg. Zu Paderborn war für den ganzen Distrikt ein Tribunal erster Instanz, und für den Canton Wünnenberg ein Friedensgericht, welches aber zu Fürstenberg gehalten wurde, weil das Lokal allda am besten dazu geeignet war, wo Herr von Hartmann, aus Paderborn gebürtig, als Friedensrichter rühmlichst residierte. Die Einrichtung der Friedensgerichte war äußerst zweckmäßig, die gewöhnlichen Klagesachen konnten da entschieden werden, und wurden schnell beendigt. Auch brauchten die Leute, welche vor den Friedensgerichten erscheinen mußten, keine weite Reise zu unternehmen, weil jedes Canton, dem eben nicht viele Ortschaften zugetheilt wurden, sein Friedensgericht hatte. Das Königreich Westphalen war in mehrere Departements eingetheilt, diese in Distrikte, und diese in Cantons, welche aus mehreren Ortschaften, Communen genannt, bestanden. Jedem Departement war ein Oberpräfect und jedem Distrikte ein Unterpräfekt vorgesetzt; in jedem Canton war war ein Cantons-Maire, und in jeder Commune ein Commune-Maire. Hiesiger Commune-Maire war Anton Sprenger. - In diesem Jahre grassierte hier recht heftig das Nervenfieber, welches vor dem Frühlinge anfing, und im folgenden Jahre

1808
bis gegen die Mitte noch anhielt, woran hier überhaupt 11 erwachsene Personen starben.

1809
nahm die Consumtionssteuer ihren Anfang, die man vorhin kaum dem Namen nach kannte und nie statt fand. Unter der Königl. Westphälischen Regierung, die sich nach Napoleon, den Kaiser der Franzosen ganz fügen mußte, wurden die Unterthanen, auch selbst die im öffentlichen Amte stehenden Personen sehr gedrückt und in ihren Rechten ziemlich eingeschränkt. Der öffentliche Handel wurde gestört; die Colonial-Waren, unter andern Kaffee und Zucker, waren durch die stete Feindseligkeit Frankreichs gegen England äußerst theuer, und die herrschaftlichen Abgaben so groß, daß sie bald auch bei dem wohlhabenderen Manne würden unerträglich geworden sein, wenn nicht die göttliche Vorsehung, die man nur zu deutlich wahrnahm, ins Mittel getreten wäre.